DIE KRAFT DER STILLE
Yayoi Kusama meinte einst, man müsste einen Ausdruck für das Unendliche finden, in dem das eigene ICH mit hineingewachsen ist.
So bleibt unser ICH doch nie stehen, ist nie gleich und ändert sich von Tag zu Tag. Ich bin zeitlebens auf der Suche, nach meiner Identität, nach meinem ICH. Ich habe immer das Gefühl, eingesperrt zu sein.
Kunst gibt mir die Freiheit, meiner Existenz nachzuspüren und mich in ihr ausdrücken zu können. Ich sehe in meinem Leben alles bruchstückhaft, fragmentarisch. Nie das Ganze.
Alles wächst aus der Stille und einer tiefen Sehnsucht, einem Spiel, einer Neugierde aus Form und Material. Die Flucht vor der Außenwelt erschafft eine Gegenwelt, einen Weg der Kreativität.
Ich betrachte Erde als lebendigen Urstoff, als Ur-Muttermaterial, aus dem ich Weibliches forme. Die Erde birgt auch die Zeugnisse vergangener Zeiten und ist die Grundlage des zukünftigen Lebens.
Erde ist empfindlich wie Haut. Sie braucht Feuchtigkeit, Luft zu Atmen. Sie kann verbrennen. Oft heilt sie ihre Wunden selbst. Manche Narben bleiben.
Erde wird von mir, mit Bindemittel versetzt, zu großen Tafelbildern verarbeitet, in denen Mensch und Natur ihre Spuren hinterlassen haben. Erde und Sand liefern auch das Material, aus dem Plastiken und lebensgroße Figuren geformt werden, wobei Struktur und Farbe die Ausstrahlung der Erde wiedergeben.
Zeit hinterlässt ihre Spuren auf der Erde und begrenzt mit ihrem Ablauf das Leben des Menschen. Von mir wird ZEIT-ung als Symbol für Vergänglichkeit verwendet, heute neu und wichtig – morgen Abfall.
Bücher, Telefonbücher, verkrustet, verbrannt, von Erde verweht, enthalten verborgene Aussagen, verkapselte Botschaft und werden bei meinen Installationen zu Landschaft.
Der weibliche Körper, seine Formen, seine Fruchtbarkeit werden schon immer in der Welt verehrt, gepriesen, aber zugleich zu voyeuristischen und strategischen Zwecken missbraucht.
Wie eine Pflanze eine neue Blüte erschafft, gebiert der Frauenkörper neues Leben. Er gibt die Möglichkeit zu einer bildnerischen Darstellung, die sich mit dem harmonischen vegetativen Wachstum in der Natur verbindet.
Wandlungen, von der Schwangerschaft und Muttersein hat auch mein Körper erfahren: Immer ist der Körper Projektionsfläche gewesen, den ich immer wieder hinterfragte und zur Schau stellte.