KLAGE (2023)

KLAGE (2023)

temporäre Raum- und Klanginstallation
Herz-Jesu-Kirche, Erlangen (2023)

Zwischen Schmerz und Hoffnung, Tod und Licht: Es eröffnet sich ein düsteres Bild im Inneren der ältesten nachreformatorischen katholischen Kirche in Erlangen: In der Nordapsis der Herz-Jesu Kirche hängt hinter dem gusseisernen Kreuz die große Wandarbeit KLAGE.

Das Werk zeigt die Vergrößerung einer kleinen Tontafel vor etwa 4000 Jahren. Auf ihr schrieb ein Dichter im Mesopotamien der frühdynastischen Zeit (2600-2340 v. Chr.) in elf Strophen mit 436 Zeilen ein Klagelied der Göttin Ningal, die bitterlich die kriegerischen Gräueltaten beim Untergang der alten sumerischen Stadt Ur beklagt.

Die Thematik der Ausstellung ist aktueller denn je: Krieg, Blutvergießen, Schmerz, Dunkelheit. Fotos aus Kriegsgebieten ("Abendschau"), Köpfe, die nacheinander den Mund zu einem Schrei formen ("El Canto"), Großfotos von Zeitungsausschnitten von Müttern aus Kriegs-und Hungergebieten ("Madonnen") sowie Reflexionen auf 12 Kopien der Tontafel von Ur ("Nachdenken").

Die Atmosphäre wird im Dialog von einem urtümlichen Klagen mit vertrautem Glockengeläut durchschnitten ("Himmel und Erde"). Die Improvisation der menschlichen Singstimme von Anne Pape klagt über Verlust, Schmerz und Tod.

Doch dazwischen keimt der Funke der Hoffnung und der Sehnsucht nach Farbe und buntem Leben ("Garten der Hoffnung").

Die Intention ist aktueller und verständlicher denn je: Was hält unsere Gesellschaft zusammen, was macht sie aus, wie viel kann sie ertragen? Nichts hat sich in den knapp 4000 Jahren an unserem Werteverständnis und unserem menschlichen Miteinander geändert: noch immer werden in vielen Teilen unserer Erde Menschenrechte mit Händen und Füßen getreten, noch immer bestimmen Krieg und Gewalt unsere Gesellschaften.

 

Zur Steintafel im Louvre: https://louvrebible.org/oeuvre/86/louvre_departement_antiquites_orientales (Lamentation sur la ruine d’Ur)